Beschäftigt man sich mit dem Phänomen ESC ein bisschen intensiver, wird man bald feststellen, dass alles ganz schnell geht. Nicht nur, weil alles perfekt inszeniert, witzig, schön, skurril - eben einfach unterhaltend ist, sondern weil die Welt des ESC auch vom Rausch der Emotionen lebt.
Das konnte man gestern Abend beim krönenden Finale des 61. Eurovision Song Contests in Stockholm sehr gut sehen. Ganz Europa saß vor dem Fernseher und jeder hatte eine Meinung oder einen Favoriten. Eben davon lebt der ESC, vom Austausch und vom Dialog. Sich mit den Favoriten und Geschmäckern anderer auseinander zu setzen.
Dass es letztendlich so viele brillante und atemberaubend schöne Momente gab, lag auch am Gastgeberland Schweden, denn die bewiesen wieder einmal, dass sie es verstehen showtechnisch zu unterhalten. Damit waren nicht nur die perfekten Bühnenbilder und super Pausen-Acts, wie den Auftritt der Grey People und ihrer Darstellung der Flüchtlingsdramatik, gemeint. Mit perfekt pointiertem Humor, wie zum Beispiel von Lynda Woodruff oder Petra Mede, die den Contest auch moderierte, schafften es die Schweden ganz Europa zum Lachen zu bringen. Danke für diesen unglaublich tollen ESC, Schweden!
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Justin Timerlake perfromte als Pausen-Act im Finale |
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The Grey People mit der Inszenierung der Flüchtlingsdramatik |
Der spannenste Wettbewerb der letzten Jahre hat auch eine Siegerin hervor gebracht: Jamala aus der Ukraine konnte sich am Ende gegen die Australierin Dami Im, die das Juryvotum gewann, und Sergey Lazarev, der das Zuschauervotum gewann, durchsetzen. Am Ende passierte es genauso, wie es manche prophezeit haben: Russland und die Ukraine blieben bis zum Schluss übrig und erst im letzten Moment stand fest, dass der einfache russische Popsong nicht die kritische Elektrofolk-Ballade aus der Ukraine schlagen konnte.
"I really want peace and love to everyone" - Jamala
Enttäuschung machte sich vor allem bei vielen Fans breit, da das Publikumsvotum eben nicht Jamala aus der Ukraine gewann, sondern der Russe Sergey Lazarev. Und am Ende bleibt es natürlich Geschmackssache, ob man lieber zu einem Song tanzen oder weinen möchte. Eines kann man jedoch nicht leugnen: Die Botschaft, die uns Jamala mitbrachte ist ebenso brisant, wie die damals von Conchita Wurst. Herzlichen Glückwunsch an Jamala und die Ukraine, aber auch an alle anderen Teilnehmer des diesjährigen Wettbewerbs. Danke für die Musik!
Und wie geht es jetzt weiter? Zunächst muss der Sieg erst mal verdaut werden, bevor wir unseren Blick in Richtung Osten, in die Ukraine, wenden. In einer Sache bin ich mir jedoch jetzt schon sicher: Dass die Ukraine uns 2017 mit einem vergleichbaren Niveau wie in diesem Jahr begrüßen und einladen wird.
Auch im Hinlick auf die aktuelle Situation wird sich in den kommenden Monaten viel bewegen in der Ukraine. Hoffentlich nur zum Positiven. Ich würde es mir für die Ukraine wünschen.
Удачи Україна!
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