Nachdem sich zehn Kandidaten bereits im ersten Halbfinale am Dienstag für das große Finale am Samstag qualifiziert haben, stehen die nächsten 18 Künstler in den Startlöchern. Auch im zweiten Halbfinale werden sich nur zehn Künstler qualifizieren können. Und diese zehn Tickets für das Finale sind hart umkämpft. Die Qualität der Auftritte liegt in diesem Halbfinale viel näher beieinander, sodass es wirklich alle Künstler verdient hätten. Und hier ist meine Prognose:
Lettland: Justs / Heartbeat
Der elektrisierende Beat des Songs ist wirklich eingängig und mehr als diesen Beat und Justs braucht es auf der Bühne auch nicht. Denn mit seiner lässigen Performance und Ausstrahlung schafft es Justs weitere Tänzer einfach überflüssig zu machen. Übrigens, wenn man genau hinhört, dann erkennt man an dem Song sofort die Handschrift der Teilnehmerin des Vorjahres - Aminata, die den Titel komponiert hat.
Finale? - Knapp, aber ja.
Polen:
Michał Szpak / Colour Of Your Life
Fast ein bisschen schmalzig kommt die schwere, almodische Ballade daher. Ein Vorteil für Michał könnte es sein, dass es in diesem Jahr nicht viele "echte" Balladen gibt. Ein Nachteil ist die Schwerlastigkeit seines Songs. Die langsamen, schleppenden Strophen und die in die Länge gezogenen Töne im Refrain machen diesen Song zur schweren Kost. Ob sich das lohnt?
Finale? - Ja.
Schweiz: Rykka / The Last Of Our Kind
Eine der vielen Frauen, die dieses Jahr unglaublich laut und gefühlvoll singen. Leider hat ihr Song zu wenig Wiedererkennungspotential, sodass sie wahrscheinlich unter gehen wird.
Finale? - Sorry Suisse, nein.
Israel: Hovi Star / Made Of Stars
Eine unglaublich gefühlvolle Ballade, die von einer echten Persönlichkeit gesungen wird. Hovi ist ein wirklich außergewöhnlicher Künstler mit einem ganz eigenen, polarisierenden Charme. In seiner Heimat, dem sehr konservativen Israel war seine Teilnahme durchaus umstritten. Noch ein Grund dafür, ihn gerade wegen homophober Vorurteile für sein Land singen zu lassen. Das Wichtigste ist jedoch seine Stimme, die zu dem Song wie die Faust auf's Auge passt. Ein rundum stimmiger Auftritt.
Finale? - Ja.
Weißrussland: IVAN / Help You Fly
Der, der mit den Wölfen singt - So könnte man die Inszenierung des Weißrussen Ivan bezeichnen und doch hat der Auftritt nichts "animalisches". Dabei sollen die Wölfe das Wilde und Unberechenbare darstellen und dass das nicht immer bösartig oder negativ sein muss. Er möchte uns das Wilde näher bringen. Ob ihn das auch ins Finale bringen wird? Ich bezweifle es.
Finale? - Nein.
Serbien: Sanja Vučić ZAA / Goodbye (Shelter)
Eines der unscheinbarsten Lieder in diesem Jahr. Die Schönheit des Songs und die Kraft von Sanjas Stimme eröffnet sich erst nach mehrmaligen Hören. Dabei hat der Song ein ernstes Thema: Gewalt gegen Frauen. Dass das im 21. Jahrhundert immer noch ein großes Problem ist, darauf möchte die junge Serbin aufmerksam machen. Die sonst so lebensfrohe und lustige Sängerin verkörpert den Song förmlich, was die Performance authentisch und bewegend macht.
Finale? - Ja, hoffentlich.
Irland: Nicky Byrne / Sunlight
Eigentlich wäre dieser Song wirklich gut, durch seine enorme Anspruchslosigkeit wirkt der Song jedoch fast wie eine Mischung zwischen Schlager und Ballermann-Hit. "In the sunlight, we stay together, we’ll live forever. In the sunlight, it’s now or never, you know you better." Ich meine seriously Nicky, du bist Muttersprachler?
Finale? - Nein.
Mazedonien: Kaliopi / Dona
Die älteste Sängerin im diesjährigen Wettbewerb aber definitiv auch eine der Sängerinnen mit der meisten Ausstrahlung und Präsenz. Natürlich mag das an ihrer langjährigen Bühnenerfahrung liegen, aber einen altmodischen Song, wie es ihrer ist, so gut zu verkaufen, das würde nicht jeder schaffen. Respekt Kaliopi!
Finale? - Ja.
Litauen: Donny Montell / I've Been Waiting For This Night
Das Selbstbewusstsein für einen Gewinner hat Donny schon mal. Die notwendige Professionalität, um die heftige Kritik umzusetzen, die er nach seiner ersten Probe bekam, auch. Dann fehlt jetzt nur noch ein außergewöhnlicher Song zum gewinnen, denn seiner ist es definitiv nicht. Schade.
Finale? - Nein.
Australien: Dami Im / Sound Of Silence
Mit einer futuristischen Performance und einem modernen und eingängigen Popsong ist mir Australienin diesem Jahr sehr sympathisch. Ganz fair müssen sie sich in diesem Jahr auch, wie fast alle Länder für das Finale qualifizieren und haben keine "Sonderrolle". Die Qualifikation wird ihnen mit Dami aber nicht schwer fallen, denn die australische Sängerin mit koreanischen Wurzeln kann nicht nur bombastisch singen, sie ist auch sehr sympathisch.
Finale? - Yes!
Slowenien: ManuElla / Blue And Red
Gehässige Zungen behaupten, dass da ein Taylor Swift-Double auf der Bühne stehen würde, und selbst wenn, man kann das Rad nicht immer neu erfinden. Guter Pop klingt dennoch anders, zumindest meiner Meinung nach.
Finale? - Nein.
Bulgarien: Poli Genova / If Love Was A Crime
Bereits 2011 trat das bulgarische Allround-Talent Poli Genova für ihr Heimatland an, scheiterte damals aber im Halbfinale. Poli ist sich selbst und ihrer lockeren, lustigen Art treu geblieben und zieht uns in diesem Jahr mit einer ausgeflippten Dancepop-Nummer auf die Tanzflächen. Dem Song hört man zwar an, dass er aus Osteuropa kommt, aber hey, solange es gut klingt.
Finale? - Ja!
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Dänemark: Lighthouse X / Soldiers Of Love
Eine dänische Boygroup - das kennen wir ja bereits aus dem Vorjahr und wissen, wie das endete. Bei den drei Jungs bin ich mir da aber nicht so sicher, denn die drei sind eigentlich gar keine Boygroup, sondern alle drei entweder Solokünstler, Musicaldarsteller oder Theaterkünstler in Dänemark. Was die drei aber verbindet ist ihr gesellschaftliches Engagement, denn jeder unterstützt ein ganz individuelles Hilfsprojekt. Achja, und natürlich den Faible für Musik. Gute Laune Pop, der einfach nicht aus dem Ohr will!
Finale? - Ja, hoffentlich.
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Ukraine: Jamala / 1944
Es muss eine Totenstille in der Pressehalle des ESC gegeben haben, als Jamala ihren Song probte. Die Sängerin ist in ihrer Heimat ein großer Star, der jetzt beim ESC eine ganz persönliche Geschichte singt. Die Geschichte ihrer Familie, die unter der Stalin-Diktatur verschleppt wurde. Harter Toback für eine Unterhaltungsshow, aber dennoch gehört Jamala auf diese Bühne, denn ihre Stimme und ihre gesamte Ausstrahlung ist einfach fesselnd. Sie schafft eine Gänsehaut-Atmosphäre mit ihrem Song, der auch auf der Bühne durch verschiedene Blumen und Feuer Ornamente inszeniert wird.
Ich könnte jetzt noch seitenweise darüber schreiben, wie sehr ich sie und den Song mag. Hier erfahrt ihr mehr über Jamala und den Song: http://ethnokult.blogspot.de/2016/04/ein-pladoyer-fur-den-sieg-der-ukraine.html
Finale? - Ich bete dafür, sie muss es einfach schaffen.
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Norwegen: Agnete / Icebreaker
"Entweder man mag den Song, oder eben nicht" - das sind die selbstbewussten Worte der norwegischen Sängerin Agnete. Ein klassischer Popsong, der durch den Rhythmuswechsel aber doch irgendwie hängen bleibt. Hoffentlich kann sie das live auch gut rüberbringen, denn Agnete ist im Moment ziemlich angeschlagen. Verzichtete sogar auf den Besuch der Opening Ceremony. Gute Besserung!
Finale? - Ja, soweit gesund und munter.
Georgien: Nika Kocharov & Young Georgian Lolitaz / Midnight Gold
Die zerstreuten Professoren aus Georgien. Genauso zerstreut und durchgeknallt ist auch ihr Song. Das macht den Auftritt irgendwie besonders. Man ist dann aber auch froh, wenn der Song zu Ende ist.
Finale? - Nein.
Albanien: Eneda Tarifa / Fairytale
Die ursprüngliche Variante ihre Songs war der erste Beitrag, der in dieser ESC-Saison veröffentlicht wurde. Dass man ihn schon "totgehört" hat kann ich zumindest nicht von mir behaupten, dennoch geht der Song unter. Trotz eingängigem Refrain kann man sich nicht lange an den Song erinnern. Vielleicht hätte eine Schaukel, wie aus dem offiziellen Musikvideo, geholfen?
Finale? - Nein.
Belgien: Laura Tesoro / What's The Pressure
Eine coole Motown Funknummer überrascht zum Abschluss dieses Halbfinales. Mit einer riesen Ausstrahlung und einer gewissen Leichtigkeit bringt uns die junge Belgierin eine der besten Dance-Performances auf die Bühne. Man möchte am liebsten die ganze Nacht mittanzen. Und wer weiß, vielleicht hat sie ja am Ende des Abends auch allen Grund dazu.
Finale? - (leider) Nein.