24. März 2016

FANMEINUNGEN: Erwartungen und Spekulationen | #ESC2016


Spätestens Mitte Mai, wenn die halbe Welt nach Stockholm zur größten Musikshow der Welt, dem Eurovision Song Contest, blickt, wird man für kurze Zeit unbeschwert und völkerübergreifend zusammen feiern, musizieren, lachen und Spaß haben.
Man wird aber insbesondere in diesem Jahr nicht um kritische Fragen herum kommen, die man sich automatisch mit den Grundwerten des Song Contest und auch Europas stellen muss. Denn wofür hat man sich 1955 zusammen getan und sich dazu entschlossen den Wettbewerb zu gründen? Um Europa zu einen, es näher zusammen zu bringen und gesellschaftlichen Unfrieden und Spaltungen zu vermeiden. Um das zu erreichen, hielt man die Musik als sehr gut geeignet. Aber ist sie das über 60 Jahre später immer noch? Und wenn ja, welcher Beitrag kann in diesem Jahr Europa bewegen? Mich haben vor allem die Meinungen anderer Eurovision-Fans interessiert, deshalb habe ich Tobias (@Wondertoobi), Lena (@Laeeyna) und @ritalinlover ein paar Fragen rund um den diesjährigen ESC und unsere eigentlichen Werte gestellt. Falls ihr den Dreien noch nicht folgt, solltet ihr das unbedingt tun, denn sie sind genauso ESC-verrückt wie ich.

Zu Beginn direkt eine weitreichende Frage: Freut Ihr euch auf den diesjährigen ESC und wenn ja, was erwartet Ihr von diesem ESC-Jahrgang?
Tobias:
Ich freue mich schon sehr auf den diesjährigen ESC! Für mich ist das jedes Jahr auf's Neue einfach ein großes Highlight. Dieses Jahr erwarte ich vor allem große musikalische Spannung, dadurch dass es keinen klaren Favoriten zu geben scheint. 

Lena:
Ich liebe dieses, ich nenne es jetzt einfach mal "ESC-Feeling", das mich einmal jährlich immer wieder mitreißt. Der ESC-Abend ist irgendwie ... magisch. Wie Albus Dumbledore (Harry Potter) einmal sagte: "Ah, music, a magic beyond all we do here!"
Für einen Moment ist dieses Wir-Gefühl, das so oft einfach fehlt, wieder da. Ich liebe es, bei bestimmten Liedern laut (und schief) mitzusingen und dann bei anderen Liedern wieder fast anfangen zu weinen - es ist ein Abend voller Emotionen. Und genau das erwarte ich auch von diesem Jahr. Ein Abend der Zusammenkunft, Unterhaltung und Freundschaft. 

@ritalinlover:
Ich freue mich immer wahnsinnig auf den ESC. Dieses Jahr ist da keine Ausnahme. Ich bin wirklich gespannt wie die Produktion aussehen wird. Das Motto, das Logo und die ersten Bilder der Bühne lassen wirklich viel erhoffen. Ich erwarte ein gewaltiges Spektakel, denn die Schweden können einfach ESC! 
Meint Ihr, in diesem Jahr könnten politische Aspekte eine zentralere Rolle beim ESC spielen?
Lena:
Die Politik und die Krise soll bitte nicht ignoriert und weg gesungen werden. Man sollte diesen Abend nutzen, um eine Botschaft zu setzen. Ich denke und hoffe, dass die Politik eine Rolle spielen wird. Ob diese zentral sein wird, ist schwierig zu sagen. Sagen wir so - ich hoffe es. Aber bitte nicht auf eine düstere Art, sondern auf eine heitere, leichte, jedoch tiefsinnige Art und Weise. Wie es zum Beispiel beim griechischen Beitrag "Utopian Land" der Fall ist. Obwohl ich die Direktheit vom ukrainischen Beitrag "1944" auch super finde. Es wäre einfach traurig, wenn man die Probleme ignorieren würde. Aber ich glaube, bei dem Motto "Come Together" wird das nicht passieren.
Tobias: 
Ich glaube, in diesem Jahr scheint das unumgänglich, denn Europa steht schließlich vor einer seiner größten Krisen. Wünschen würde ich mir das aber nicht. Ich finde, Politik und den ESC sollte man trennen. Der ESC ist eine Woche voller Spaß, in der sich alle zusammen finden und gemeinsam feiern, ganz egal aus welchem Land man kommt. Das ist wirklich rar geworden und sollte nicht durch Politik und Diskussionen zerstört werden, denn dafür ist im ganzen Rest des jahres genug Zeit. 

@ritalinlover:
Die Politik hat beim ESC schon immer eine Rolle gespielt. Nehmen wir das Jahr 2014. Der politische Konflikt zwischen der Ukraine und Russland wurde in den Wettbewerb getragen, als die russischen Zwillinge (Tolmachevy Sisters) ausgebuht wurden, sobald sie eine hohe Punktzahl beim Voting bekamen. Dieses Jahr haben wir die Flüchtlingskrise und ja, ich denke, dass diese im Voting einen Einfluss haben wird. 

Bezogen auf die aktuelle europäische Krise, wie könnte der ESC zur Einigung bzw. Lösung beitragen?
@ritalinlover
Er kann insofern dazu beitragen, indem er, wie schon seit Beginn des Wettbewerbs, Menschen verschiedener Kulturen und Glaubensrichtungen zusammenführt. In dieser Zeit, in der Europa auseinander zu brechen droht, müssen wir verstehen, dass wir alle gleich sind. Der ESC ist eine gute Plattform, um genau das zu vermitteln.

Tobias: 
Ich finde, der ESC an sich trägt schon sehr viel zur Einigung bei. Er zeigt auf, dass es immer noch möglich ist alle Nationen zusammen zu bringen. Selbst die Ukraine und Russland. Das schafft sonst eigentlich nur der Sport. In der Zeit, in der wir uns befinden, ist es wichtig Einigkeit den Menschen zu demonstrieren. Zusätzlich politische Zeichen in die Show einzubauen, wirkt für mich dann zu gezwungen. 

Lena: 
Eigentlich kann man einen Großteil der diesjährigen Lieder politisch interpretieren - deshalb wird für diesen Abend sicherlich auch eine gewisse Aufbruchstimmung vorhanden sein. Das Problem ist leider: Dieses Gefühl ist zwar wunderschön, aber kurzweilig. Wie bei einer sommernächtlichen Urlaubsaffäre. Aber ich möchte die Hoffnung nicht ganz aufgeben, dass das Wir-Gefühl neu entfacht und man vielleicht endlich eine andere, weniger sture Art der Kommunikation aufbaut. Der ESC appeliert an die Menschlichkeit. Vielleicht kann er als eine Art Wecker dienen.

Genug über Probleme geredet, nun zum musikalischen Aspekt: Wie schätzt Ihr die diesjährige musikalische Vielfalt der Beiträge ein?
Lena: 
Die Vielfalt gefällt mir wieder sehr gut - es ist so gut wie alles dabei. Wie immer viele Balladen (die ich persönlich, bis auf ein paar Ausnahmen, immer am langweiligsten finde). Aber viele Songs sind wirklich sehr interessant. Zum Beispiel der griechische Beitrag "Utopian Land" oder der ukrainische Beitrag "1944". Aber auch der Beitrag Großbritanniens ist sehr eigen und charmant. Die beiden Sänger (Joe & Jake) wirken eher wie eine Vorband, und das gefällt mir. Insgesamt bin ich voll zufrieden mit den ausgewählten Beiträgen, für jeden etwas dabei. Nur ein kleiner Paradise Oskar (Finnland 2011) fehlt mir auch dieses Jahr wieder.

Tobias:
Ich muss leider sagen, dass ich anfangs ein bisschen enttäuscht war von den diesjährigen Songs. Mit mehrmaligen Hören hat sich das jetzt aber gebessert. Dieses Jahr sind fast alle Songs auf dem selben Niveau, da gibt es keinen Reißer nach oben oder unten. Das macht das Ergebnis in diesem Jahr, meiner Meinung nach, auch so spannend. Was ich schade finde ist, dass es in diesem Jahr keinen gute Laune-Act gibt, wie Israel (Nadav Guedj / Golden Boy) oder Serbien (Bojana Stamenov / Beauty Never Lies) im letzten Jahr. Natürlich, es gibt viele Uptempo-Nummern, zu denen man gut tanzen kann, aber der Charme fehlt mir. 

@ritalinlover:
Ich bin wirklich begeistert von diesem ESC-Jahr. Wir haben eine bunte Mischung aus vielen Musikrichtungen. Allerdings muss ich sagen, dass es dieses Jahr nicht den einen Song gibt. Der Wettbewerb wird dadurch aber nur spannender und unterhaltsamer.

Habt Ihr in diesem Jahr schon einen/mehrere Song/s, der/die euch einfach mitreißt/en und beigeistert/en, kurzum: einen Favoriten?
Tobias:
Den spanischen Beitrag (Barei / Say Yay!) finde ich klasse zum tanzen. Da kann ich meine Beine kaum still halten. Den israelischen Beitrag (Hovi Star / Made Of Stars) finde ich sehr emotional, da hat sich die Veränderung wirklich bezahlt gemacht. 

@ritalinlover:
Ich habe dieses Jahr zwei Songs, die mich ganz besonders gepackt haben. Zum einen ist das "Say Yay!" von Barei, und zum anderen "Play" von Jüri Pootsmann. Bei diesen beiden Liedern kann ich nicht anders, als aus vollem Halse mitzusingen. Ich hoffe, sie können diese Energie auch auf die ESC-Bühne übertragen. 

Barei (Spanien 2016)
Lena: 
Das Lied, welches mich wohl am meisten mitreißt, ist "If I Were Sorry" von Frans. Es verbindet auf wunderbare Weise Leichtigkeit und Melancholie miteinander. Zwei Eigenschaften, die sich auf den ersten Blick auszuschließen scheinen, aber hier eine perfekte Kombination ergeben. Trotzdem steht dieses Lied bei mir nicht auf dem ersten Rang. Der Platz ist für den griechischen Beitrag "Utopian Land" reserviert. Ich möchte zusammen mit Griechenland den Weg nach Utopia antreten. Ich möchte dem Hass, der Gleichgültigkeit und Kälte, die derzeit in Europa leider vorherrschen, entfliehen. Derzeit verlieren wir Menschen immer mehr unseren Idealismus. Wir vergessen zu träumen, wir härten ab und verschließen die Augen. Mir geht es ja noch gut, was kümmert mich der Rest? Wir erstarren immer mehr und verfallen in einen Zustand der Lethargie. Dabei sind Hoffnung und Ideale genau die zwei Eigenschaften, die dem Menschen seine eigentliche Schönheit verleihen. Genau diese Message verkörpert dieses Lied für mich. Also komm Europa, wir sitzen alle im gleichen Boot. Wenn die Matrosen sich gegenseitig von Deck schubsen, gehen am Ende alle unter. Also nehmt lieber gemeinsam das Ruder in die Hand. Es wird Zeit. 

Argo (Griechenland 2016)
Hört bitte einmal in euer Herz und in eure imaginäre Zauberkugel und verratet dann eure Wunsch-TOP 5 und eure realistische TOP 5 Schätzung.
Tobias:
Wunsch: 
Australien
Spanien
Island
Frankreich
Lettland

Realität:
Russland
Australien
Aserbaidschan
Spanien
Ungarn

Lena: 
Wunsch:
Griechenland
Schweden
Ukraine
Ungarn
Tschechien

Realität:
Ukraine
Albanien
Malta
Serbien
Schweiz

@ritalinlover:
Wunsch:
Spanien
Estland
Australien
Frankreich
Tschechien 

Realität:
Frankreich
Australien
Russland
Schweden
Lettland

Ich danke euch ganz sehr für eure tollen Antworten und Ansichten. Ich bin froh, dass die ESC-Community letzten Endes, auch wenn man mal anderer Meinung ist, trotzdem zusammen hält und gemeinsam feiert. 
Was sind eure Wünsche für den diesjährigen ESC? Habt ihr schon einen Favoriten? Lasst gerne einen Kommentar da und diskutiert mit. Hier sind jetzt noch einmal der griechische und spanische Beitrag verlinkt zum selber Meinung bilden!



21. März 2016

Meine TOP 43 (Stand: 21.03.2016) und grandiose nationale Vorentscheide | #ESC2016


Was für eine turbulente Zeit bereits hinter uns liegt merkt man spätestens dann, wenn einem bewusst wird, dass bereits alle Beiträge für den Eurovision Song Contest feststehen. Neben dem Contest an sich ist diese Zeit auch eine ganz besondere für jeden ESC-Fan, denn die vielen landestypischen Vorentscheide lassen auch in die Unterhaltungskultur eines Landes blicken. Und die ist, besonders im Osten Europas, noch ziemlich ungewohnt für den westeuropäischen Fernsehzuschauer.
Aber in diesem Jahr polarisierten besonders Viele Künstler in den Vorentscheiden. Zum Beispiel der interne Austausch von Xavier Naidoo nachdem es einen großen Shitstorm gegen den Künstler gegeben hat. Oder der Überraschungssieg von Lighthouse X beim dänischen Melodi Grand-Prix, obwohl sich die beiden Mitstreiterinnen Simone und Anja Nissen bereits so sicher waren den Sieg unter sich auszumachen. Auch im Osten kommt man ohne Skandal nicht aus. Nachdem Jamala den ukrainischen Vorentscheid ganz rechtmäßig gewann, entbrannte eine Diskussion über die Intention ihres Songs. Letztendlich lies die EBU den Song aber doch zum ESC zu und wies die Vorwürfe der politischen Aussage zurück.

Eins lässt sich im Vorfeld des Wettbewerbs bereits sagen: Das wird der spannenste Jahrgang seit Langem, denn noch nie war die Qualität der einzelnen Songs so dicht beieinander. Dass es keinen klaren Favoriten gibt, kommt dem neuen Votingsystem außerdem zugute, denn dadurch kann sich im Voting auch wahrscheinlich niemand absetzen.
Am liebsten würde ich mindestens zwanzig Songs in meine TOP 10 aufnehmen. Da das aber leider nicht geht, musste eine Rangfolge getroffen werden, die zum jetzigen Zeitpunkt wie folgt aussieht:


Demnach würde Australien vor Lettland und Spanien den Sieg holen und damit den EUROvision Song Contest aus Europa holen. Ob Dami Im meinem Favoritenstatus entspricht, und live genauso gut singt, wie im Musikvideo, werden wir spätestes bei den ersten Proben erfahren. Meine persönlichen Königinnen dieses Contests sind aber nach wie vor Jamala, die mit ihrer kritischen Elektropop-Ballade für die Ukraine singen wird, und Poli Genova, die mit ihrem einfachen Popchanson hoffentlich Bulgarien ins Finale singen wird.

Hier seht ihr noch mal die offiziellen Videos von Dami Im (Australien) und Jamala (Ukraine) zum selber Meinung bilden:





Wer hat es in eure TOP 5 geschafft? Wer ist euer absoluter Favorit? Lasst mir gerne einen Kommentar da!

6. März 2016

Meine TOP 30 (Stand 06.03.2016) | #ESC2016


Die Mehrheit der Länder, die im Mai in Stockholm zum 61. Eurovision Song Contest zusammen kommen, haben bereits ihre Repräsentanten gefunden. Und wieder von denen die Mehrheit ist überraschend gut und hörbar. Der erste Schritt für einen im Gedächtnis bleibenden ESC-Jahrgang.
Viele Spekulationen laufen seit geraumer Zeit nun auch an, denn wie in jedem Jahr wird im Vorfeld heiß diskutiert, wer am Ende die ESC-Krone mit nach Hause trägt. Konstant im vorderen Bereich mit dabei ist beispielsweise Spaniens Barei mit dem Song "Say Yay" oder Italiens Francesca Michielin mit dem noch nicht offiziell bestätigten Song "Nessun Grado Di Separazione". Aber auch Ungarns Freddie hat mit seiner unverwechselbaren Stimme und dem eindrucksvollen Popsong "Pioneer" schon viele Sympathien in Europa gesammelt. Und meiner Meinung nach ist Ungarn in diesem Jahr so nah an einem ESC-Sieg, wie noch nie zuvor, denn man merkt, dass Ungarn seit einigen Jahren stets gute Beiträge (Andras Kallay-Saunders, Boggie) zum ESC sendet und sich so um einen Sieg bemüht.

Auch in meinem Ranking wurden viele neue Beiträge bewertet. Das Ergebnis seht ihr hier:


Wäre das das Endergebnis, würden wir uns 2017 in Ungarn wieder sehen. Aber das ist nur die reine Bewertung von Song und Künstlern und nicht wirklich gültig, denn die Live-Auftritte sind eine ganz andere Welt. Denn dann bleiben nur drei Minuten, um die Millionen Zuschauer zu begeistern.

Dieses Jahr fällt mir außerdem auf, dass es bis jetzt keinen klaren Favoriten gibt. Keinen Song, von dem man denkt: Ganz klar, der wird es. Keinen Künstler, der die Massen mitreißt, als gäbe es kein Morgen. Abzuwarten bleiben also die ersten Proben, die ca. eine Woche vor dem ersten Halbfinale beginnen.

Wer sind eure Favoriten? Welche Künstler sind euch bisher am sympathischsten? Lasst mir gerne eure Meinung da.
© Ethnokult und so.
Maira Gall