23. April 2016

Der Eurovision Song Contest 2016 im Fernsehen | #ESC2016


Weniger als zwei Wochen sind es, bis die ersten Proben in der Globe Arena in Stockholm für den 61. Eurovision Song Contest stattfinden. Nun mehr 42 Länder werden in der Woche vom 9. bis 15. Mai zusammen kommen. Gestern wurde offiziell bekannt, dass Rumänien vom ESC ausgeschlossen wird. Grund dafür sind Schulden der rumänischen Rundfunkanstalt TVR bei der EBU in Höhe von umgerechnet 14,5 Millionen Euro. Für den Ablauf des 2. Semi-Finales, in dem Rumänien hätte antreten sollen, wird das keine Auswirkungen haben. Alle nachfolgenden Beiträge werden einfach einen Startplatz nach vorne rücken.

Wie gewohnt treten in den Semi-Finals die Länder an, die nicht automatisch für das Grand-Final vorqualifiziert sind, an. Aus jedem der beiden Halbfinale werden sich am Ende zehn Länder für das Grand-Final qualifizieren, natürlich auch nach dem neuen Votingsystem.

Für alle, die nicht Stockholm dabei sein werden, gibt es in der ESC-Woche ein breites Angebot das ganze Spektakel dennoch, teilweise sogar live, mit zu verfolgen:

1. Semi-Finale:
Wann?: Am Dienstag, 10.05.2016 um 21 Uhr.
Wo?: Auf Phoenix; auf EinsFestival erfolgt zeitgleich ebenfalls eine Übertragung mit Twitter-Kommentaren. Oder online auf eurovision.de
Interessante Beiträge: Ungarn (Freddie / Pioneer), Kroatien (Nina Kraljic / Lighthouse), Zypern (Minus One / Alter Ego), Russland (Sergey Lazarev / You Are The Only One), Tschechien (Gabriela Guncikova / I Stand)
Stimmberechtigte "Top-6": Spanien, Frankreich und Schweden

2. Semi-Finale:
Wann?: Am Donnerstag, 12.05.2016 um 21 Uhr.
Wo?: Auf Phoenix, auf EinsFestival mit Twitter-Kommentaren oder online auf eurovision.de
Interessante Beiträge: Ukraine (Jamala / 1944), Lettland (Justs / Heartbeat), Australien (Dami Im / Sound Of Silence), Norwegen (Agnete / Icebreaker), Polen (Michal Szpak / Color Of Your Life), Bulgarien (Poli Genova / If Love Was A Crime), Israel (Hovi Star / Made Of Stars)
Stimmberechtigte "Top-6": Vereinigtes Königreich, Italien und Deutschland


Grand-Finale:
Wann?: Am Samstag, 14.05.2016 um 21 Uhr.
Wo?: Auf Das Erste und EinsFestival oder online auf eurovision.de
Interessante Beiträge: Bis jetzt: Deutschland (Jamie-Lee / Ghost), Italien (Francesca Michielin / No Degree Of Separation), Spanien (Barei / Say Yay!), Frankreich (Amir / J'ai Cherché)
Stimmberechtigt: Alle am Contest teilnehmenden Länder, also auch Deutschland!

Weitere Sendungen rund um den ESC 2016:


Begrüßung der Delegationen:
Wann?: Am Sonntag, 08.05.2016 um 18 Uhr.
Wo?: Auf eurovision.de

ESC 2016 - Der Countdown für Stockholm:
Wann?: Am Samstag, 14.05.2016 um 20:15 Uhr.
Wo?: Auf Das Erste

ESC 2016 - Grand Prix Party:
Wann?: Am Sonntag, 15.05.2016 um ca. 0:20 Uhr.
Wo?: Auf Das Erste (direkt im Anschluss nach dem Grand-Final)

Ich hoffe, dass euch diese Zusammenfassung hilft nicht den Überblick zu verlieren.
Auch freue ich mich auf eure Meinungen und eventuelle Live-Posts via Twitter.

Man liest sich!

10. April 2016

Eurovision In Concert 2016 - Eine Zusammenfassung | #ESC2016


Zum achten Mal fand die größte Pre-Party zum Eurovision Song Contest, das Eurovision In Concert 2016, nun schon im traditionellen Kultclub Melkweg statt. Das Event erfreute sich in den vergangenen Jahren immer größerer Beliebtheit, weil es nicht nur ein erstes Zusammentreffen der Teilnehmer ist, es ist auch eine super kuschelige Atmosphäre, die viele Songs auch näher bringt als vielleicht auf der großen ESC-Bühne.
In diesem Jahr wurde mit 26 Teilnehmern ein neuer Rekord aufgestellt. Insgesamt muss man wirklich sagen, dass alle Künstler und Bands wirklich alles gegeben haben und super entertaint haben.
Natürlich gab es ein paar, die herausragend begeistert haben, ud das gesamte Publikum mitgezogen haben. Andererseits waren auch ein paar dabei, die eher weniger geglänzt haben und nun bis Mitte Mai noch an sich arbeiten müssen.

5. April 2016

Ein Plädoyer für den Sieg der Ukraine beim Eurovision Song Contest 2016 | #ESC2016


Es ist nicht bloß ein Song, den uns die Ukraine nach ihrer einjährigen Pause beim Eurovision Song Contest nach Stockholm schickt, es ist eine Botschaft. Eine Botschaft, die so glasklar und eingängig vor unsere Köpfe gesungen wird, dass es kein Entkommen gibt.

Die Sängerin Jamala, die mit bürgerlichen Namen Susana Dschamaladinowa heißt, wird die Ukraine in Stockholm vertreten. Zur Welt kam Jamala 1983 allerdings in der kirgisischen Stadt Osch (damalige Sowjetunion), weil unter der Diktatur Stalins die Krimtataren, eine Mehrheit der Bevölkerung der Halbinsel Krim, zwangsweise deportiert und verschleppt wurden. Da Jamala als Tochter eines gebürtigen Krimtataren und einer Halbarmenierin zur Welt gekommen ist, kehrt die Familie nach dem Zerfall der Sowjetunion auf die Halbinsel Krim zurück. Schon früh beginnt Jamala damit sich auszuprobieren und mit der musikalischen Vielfalt zu spielen. Heute ist sie vor allem in den Genres Jazz, Soul, R&B unterwegs. Dabei haben ihre musikalischen Werke auch oft folklorische, klassische und Gospel-Einflüsse.
Nicht nur in der Ukraine ist sie ein gefeierter Star, auch in anderen osteuropäischen Ländern wie Ungarn, Lettland oder Weißrussland wird Jamala als begnadete Sängerin geschätzt. Unter anderem wurde sie für ihre musikalischen Leistungen mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Aber was zeichnet Jamala als Künstlerin aus? Ihre beruhigende, ausgeglichene Art überträgt sich auf den Zuhörer. Gleichzeitig wühlt sie mit ihrer unglaublichen Stimme sehr viele Emotionen auf, die in ihrem fast mystisch wirkenden Erscheinungsbild zu verglühen scheinen. Ein Indiz dafür, dass sie sich als Mensch und Künstlerin selbst gefunden hat. Denn wie man immer sagt: Nur wenn du dich selbst liebst, kannst du auch andere lieben - und nur wenn du dich selbst gefunden hast, kannst du auch andere begeistern. Jamala selbst beschreibt sich in einem Interview als moderne Künstlerin, ohne Bezug zu einer speziellen Kultur. Sie ist für jeden nahbar und jeder könnte sich in ihr sehen. Und genau das zeichnet einen wirklich guten Künstler aus: Wandelbarkeit und Vielfalt.
  

Der Song "1944" ist wirklich einzigartig in diesem Jahr. Melodisch besticht der Song durch den melancholischen, bewusst eintönigen, fast bedrückend wirkenden Elektro-Beat sowie durch die Ethnopop-Einflüsse, die dem Song eine authentischere Facette verleihen. 
Viel wichtiger ist jedoch die Botschaft des Songs, um die es viele verschiedene Interpretationsmöglichkeiten und in den letzten Wochen auch viele Gerüchte gab. Jamala selbst möchte mit dem Song ihre ganz persönliche Geschichte erzählen. Die Geschichte eines Leidensweges. Die Geschichte einer Deportation. Die Geschichte, die davon erzählt, dass ihre Urgroßmutter dabei zusehen musste, wie ihr Kind in ihren Armen verstirbt. Laut Jamala selbst hat ihr Song keine politische Botschaft. Diese ist angesichts der Hintergründe ihrer Geschichte und den aktuellen immer noch andauernden Konflikten in der Ukraine aber nicht zu leugnen. In einer Krimtatarischen-Textzeile singt Jamala übersetzt "Ich konnte meine Jugend nicht dort verbringen, weil du mir meinen Frieden geraubt hast". Während der vergangenen Jahre wurde der Frieden von so vielen weiteren Menschen, nicht nur in der Ukraine, geraubt. Natürlich ist kaum einer der aktuellen Konflikte schwarz und weiß. Ebenso wird Jamala in den drei Minuten, in denen sie ihren Song singen wird, keine Konflikte lösen, aber sie wird sehr wohl ein Zeichen setzen, indem sie ihre Geschichte singt. 


Und auch wenn die Ukraine und Jamala am Ende nicht in Stockholm gewinnen werden, haben sie dennoch jetzt schon gewonnen. Denn Tausende Menschen, die in den vergangenen Monaten und Jahren ihr Zuhause durch Kriege und Konflikte verloren haben, bekommen zumindest für diese drei Minuten eine klare, laute Stimme.
 

 Lena:
Irgendwie wollen sich meine Gedanken zu diesem Song nicht in Worte fassen lassen. Dabei schreibe ich doch sonst immer viel zu viel. Und genau hier, bei einem so starken, schweren Lied, fehlen mir die Worte. Und ich habe Bauchschmerzen. Nein, nicht weil ich mal wieder zu viel Nutella gelöffelt habe, sondern weil die Art von Jamala und der Text ihres Liedes mich so traurig machen. Dieses Jahr gibt es wieder sehr viele leidenschaftliche Songs, die mit unseren Emotionen spielen. Aber kein Lied ist in diesem Jahr so echt, wie das von Jamala. Die meisten Lieder drehen sich um kleine Alltagsproblemchen - beschreiben, wie man im Leben stolpert, hinfällt, wieder aufsteht und weitertanzt. Wenn über Herzschmerz gesungen wird, ist das zwar traurig, aber irgendwie auf eine schöne Art und Weise. Manchmal haben wir doch ganz gerne Liebeskummer, auch wenn das wohl keiner jemals zugeben wird. Man fühlt etwas und kann sich mal richtig ausheulen. 
Die Problematik von "1944" ist aber auf einem ganz anderem Level. Plötzlich geht es nicht mehr um Herzschmerz. Bauchschmerzen und Verzweiflung setzen ein, wenn die ersten Zeilen von Jamalas Song erklingen. Es geht um ein globales Problem, das nicht nur mich, sondern die ganze Welt betrifft. Ich werde von Jamala direkt angesprochen, etwas gegen das Leid zu tun. Und wenn Jamala "Where is your mind?" singt, fühle ich mich bedauernswerterweise angesprochen. Ja, where is MY mind? Nicht da, wo sie sein sollte. Ich mache zu wenig, denke 90% nur an meine Probleme und blende den Rest aus. Aber wenn Jamala fast weinend ihre Lebensgeschichte erzählt, dann klappt das Ausblenden nicht mehr. Endlich aus der eigenen Gedankenwelt ausbrechen und weiterdenken. Ich kann die Welt kaum alleine retten, aber ein "Ich kann daran sowieso nichts ändern" ist die dümmste Lüge überhaupt. Die Summe aus uns allen ergibt das große Ganze, die Einheit - All different, all equal.  

 

Natürlich können wir mit diesem Post weder etwas gegen die Probleme machen, noch etwas für den Sieg von Jamala, aber wir können sehr wohl darauf aufmerksam machen, vielleicht auch nur ein oder zwei Leser zum nachdenken anregen. 

                                                                                         
  

Die Rechte© der Bilder liegen alleine bei Jamala und ihrem Management.

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Maira Gall