15. Mai 2016

Das war der Eurovision Song Contest 2016 - Ein Rückblick | #ESC2016


Beschäftigt man sich mit dem Phänomen ESC ein bisschen intensiver, wird man bald feststellen, dass alles ganz schnell geht. Nicht nur, weil alles perfekt inszeniert, witzig, schön, skurril - eben einfach unterhaltend ist, sondern weil die Welt des ESC auch vom Rausch der Emotionen lebt. 
Das konnte man gestern Abend beim krönenden Finale des 61. Eurovision Song Contests in Stockholm sehr gut sehen. Ganz Europa saß vor dem Fernseher und jeder hatte eine Meinung oder einen Favoriten. Eben davon lebt der ESC, vom Austausch und vom Dialog. Sich mit den Favoriten und Geschmäckern anderer auseinander zu setzen. 
Dass es letztendlich so viele brillante und atemberaubend schöne Momente gab, lag auch am Gastgeberland Schweden, denn die bewiesen wieder einmal, dass sie es verstehen showtechnisch zu unterhalten. Damit waren nicht nur die perfekten Bühnenbilder und super Pausen-Acts, wie den Auftritt der Grey People und ihrer Darstellung der Flüchtlingsdramatik, gemeint. Mit perfekt pointiertem Humor, wie zum Beispiel von Lynda Woodruff oder Petra Mede, die den Contest auch moderierte, schafften es die Schweden ganz Europa zum Lachen zu bringen. Danke für diesen unglaublich tollen ESC, Schweden!

Justin Timerlake perfromte als Pausen-Act im Finale
The Grey People mit der Inszenierung der Flüchtlingsdramatik


Der spannenste Wettbewerb der letzten Jahre hat auch eine Siegerin hervor gebracht: Jamala aus der Ukraine konnte sich am Ende gegen die Australierin Dami Im, die das Juryvotum gewann, und Sergey Lazarev, der das Zuschauervotum gewann, durchsetzen. Am Ende passierte es genauso, wie es manche prophezeit haben: Russland und die Ukraine blieben bis zum Schluss übrig und erst im letzten Moment stand fest, dass der einfache russische Popsong nicht die kritische Elektrofolk-Ballade aus der Ukraine schlagen konnte.

"I really want peace and love to everyone"  -  Jamala

Enttäuschung machte sich vor allem bei vielen Fans breit, da das Publikumsvotum eben nicht Jamala aus der Ukraine gewann, sondern der Russe Sergey Lazarev. Und am Ende bleibt es natürlich Geschmackssache, ob man lieber zu einem Song tanzen oder weinen möchte. Eines kann man jedoch nicht leugnen: Die Botschaft, die uns Jamala mitbrachte ist ebenso brisant, wie die damals von Conchita Wurst. Herzlichen Glückwunsch an Jamala und die Ukraine, aber auch an alle anderen Teilnehmer des diesjährigen Wettbewerbs. Danke für die Musik!

Und wie geht es jetzt weiter? Zunächst muss der Sieg erst mal verdaut werden, bevor wir unseren Blick in Richtung Osten, in die Ukraine, wenden. In einer Sache bin ich mir jedoch jetzt schon sicher: Dass die Ukraine uns 2017 mit einem vergleichbaren Niveau wie in diesem Jahr begrüßen und einladen wird.

Auch im Hinlick auf die aktuelle Situation wird sich in den kommenden Monaten viel bewegen in der Ukraine. Hoffentlich nur zum Positiven. Ich würde es mir für die Ukraine wünschen.  
Удачи Україна!

14. Mai 2016

Die FAVORITEN für das FINALE | #ESC2016


Im letzten Jahr hätte hier ein Name vollkommen ausgereicht, nämlich Måns Zelmerlöw. Er war im letzten Jahr in Wien ganz klar der Favorit, gefolgt von der Russin Polina Gagarina. Und am Ende kam es auch so: Måns kam in ganz Europa mit seiner kleinen Geschichte namens "Heroes" gut an.

In diesem Jahr gibt es keinen klaren Favoriten. Das ist einerseits für die Show ganz gut, denn so wird die Spannung bis zum letzten Moment gewahrt. Tausende Eurofans, wie ich, werden zitterdend und Daumen drückend vor den Fernsehern sitzen. Zum anderen aber für die Wetten und Fans nicht ganz so gut, denn schon seit Tagen wird heiß diskutiert, wer am Ende die vielleicht entscheidenden zwölf Punkte aus der Jury von Montenegro, oder die zehn Punkte vom georgischen Fernsehpublikum bekommt? Das sind die Anwärter_innen für die ESC-Krone heute Abend:
Russland: Sergey Lazarev / You Are The Only One 

Eine Performance, die bis zur letzten Sekunde etwas bietet und den Zuschauer mitreißt. Die Zuhörer werden dagegen etwas enttäuscht, denn der einfache Popsong hat zwar einen eingängigen Grundbeat, aber ob der ganz Europa begeistert?
 


Frankreich: Amir / J'ai Cherché

Ein singender Zahnarzt für Frankreich. Wohlgemerkt, dass er fabelhaft singen kann und auch schon viele musikalsche Erfahrungen in Frankreich sammeln konte. Seine israelischen Wurzeln könnten ihm heute zusätzlich in die Karten spielen. 

 


Schweden: Frans / If I Were Sorry

Der Gastgeber selbst wird erneut zum Favoriten. Nicht nur, weil Schweden in diesem Jahr das einzige Land der "Nordics" also der nordeuropäischen Länder im Finale sein wird, der pubertierende Frans singt sein Lied auch unglaublich toll. 



Ukraine: Jamala / 1944

Ihr Auftritt im zweiten Halbfinale war mindestens so famos wie auch umstritten. Viele Russen sehen den Song als Angriff, dabei singt Jamala nur derart gefühlvoll über ihre ganz persönliche Geschichte. Ob man das dann, wie ich, als hochemotional empfindet, weil man sich mit dem Lied identifizieren kann, oder es als negatives Mahnlied sieht - das bleibt einem selbst überlassen.



Australien: Dami Im / Sound Of Silence

Eine futuristische Performance mit Hologrammen, ein schillernden Zsa Zsa Gabor-Kleid sowie ganz viel Gefühl und Stimme erwarten uns von der megasympathischen Dami aus Australien. Wird das eine logistische Herausforderung, die ganzen ESC-Fans nach Sydney zu verschiffen!
 


Serbien: Sanja Vučić ZAA / Goodbye (Shelter)

Vielleicht nicht gerade bei den Buchmachern und den meisten ESC-Fans hoch im Kurs steht die junge Serbin mit ihrer ernsten Message des Songs. Die die Aktualität von Gewalt gegen Frauen bzw. häuslicher Gewalt aufzeigen will. Das gelingt ihr sehr passend mit angemessener Performance und einer starken Stimme. Nicht zu unterschätzen ist im Übrigen, dass der gesamte Balkan dieses Jahr teilnimmz und somit auch stimmberechtigt ist!
 


Wer gehört zu Euren Favoriten? Wer wird am Ende den Sieg holen? Ich freue mich sehr auf den heutigen Abend und wünsche allen Künstlern viel Glück! 

Wo läuft der Eurovision Song Contest im Fernsehen?  http://ethnokult.blogspot.de/2016/04/der-eurovision-song-contest-2016-im.html

9. Mai 2016

Vorabanalyse des zweiten Halbfinales | #ESC2016


Nachdem sich zehn Kandidaten bereits im ersten Halbfinale am Dienstag für das große Finale am Samstag qualifiziert haben, stehen die nächsten 18 Künstler in den Startlöchern. Auch im zweiten Halbfinale werden sich nur zehn Künstler qualifizieren können. Und diese zehn Tickets für das Finale sind hart umkämpft. Die Qualität der Auftritte liegt in diesem Halbfinale viel näher beieinander, sodass es wirklich alle Künstler verdient hätten. Und hier ist meine Prognose:


Lettland: Justs / Heartbeat

Der elektrisierende Beat des Songs ist wirklich eingängig und mehr als diesen Beat und Justs braucht es auf der Bühne auch nicht. Denn mit seiner lässigen Performance und Ausstrahlung schafft es Justs weitere Tänzer einfach überflüssig zu machen. Übrigens, wenn man genau hinhört, dann erkennt man an dem Song sofort die Handschrift der Teilnehmerin des Vorjahres - Aminata, die den Titel komponiert hat.

Finale? - Knapp, aber ja.



Polen: Michał Szpak / Colour Of Your Life

Fast ein bisschen schmalzig kommt die schwere, almodische Ballade daher. Ein Vorteil für Michał könnte es sein, dass es in diesem Jahr nicht viele "echte" Balladen gibt. Ein Nachteil ist die Schwerlastigkeit seines Songs. Die langsamen, schleppenden Strophen und die in die Länge gezogenen Töne im Refrain machen diesen Song zur schweren Kost. Ob sich das lohnt?

Finale? - Ja. 



Schweiz: Rykka / The Last Of Our Kind

Eine der vielen Frauen, die dieses Jahr unglaublich laut und gefühlvoll singen. Leider hat ihr Song zu wenig Wiedererkennungspotential, sodass sie wahrscheinlich unter gehen wird. 

Finale? - Sorry Suisse, nein.



Israel: Hovi Star / Made Of Stars

Eine unglaublich gefühlvolle Ballade, die von einer echten Persönlichkeit gesungen wird. Hovi ist ein wirklich außergewöhnlicher Künstler mit einem ganz eigenen, polarisierenden Charme. In seiner Heimat, dem sehr konservativen Israel war seine Teilnahme durchaus umstritten. Noch ein Grund dafür, ihn gerade wegen homophober Vorurteile für sein Land singen zu lassen. Das Wichtigste ist jedoch seine Stimme, die zu dem Song wie die Faust auf's Auge passt. Ein rundum stimmiger Auftritt. 

Finale? - Ja. 
  

 
Weißrussland: IVAN / Help You Fly  

Der, der mit den Wölfen singt - So könnte man die Inszenierung des Weißrussen Ivan bezeichnen und doch hat der Auftritt nichts "animalisches". Dabei sollen die Wölfe das Wilde und Unberechenbare darstellen und dass das nicht immer bösartig oder negativ sein muss. Er möchte uns das Wilde näher bringen. Ob ihn das auch ins Finale bringen wird? Ich bezweifle es. 

Finale? - Nein.



Serbien: Sanja Vučić ZAA / Goodbye (Shelter)

Eines der unscheinbarsten Lieder in diesem Jahr. Die Schönheit des Songs und die Kraft von Sanjas Stimme eröffnet sich erst nach mehrmaligen Hören. Dabei hat der Song ein ernstes Thema: Gewalt gegen Frauen. Dass das im 21. Jahrhundert immer noch ein großes Problem ist, darauf möchte die junge Serbin aufmerksam machen. Die sonst so lebensfrohe und lustige Sängerin verkörpert den Song förmlich, was die Performance authentisch und bewegend macht. 

Finale? - Ja, hoffentlich.



Irland: Nicky Byrne / Sunlight 

Eigentlich wäre dieser Song wirklich gut, durch seine enorme Anspruchslosigkeit wirkt der Song jedoch fast wie eine Mischung zwischen Schlager und Ballermann-Hit. "In the sunlight, we stay together, we’ll live forever. In the sunlight, it’s now or never, you know you better." Ich meine seriously Nicky, du bist Muttersprachler?

Finale? - Nein.



 Mazedonien: Kaliopi / Dona

Die älteste Sängerin im diesjährigen Wettbewerb aber definitiv auch eine der Sängerinnen mit der meisten Ausstrahlung und Präsenz. Natürlich mag das an ihrer langjährigen Bühnenerfahrung liegen, aber einen altmodischen Song, wie es ihrer ist, so gut zu verkaufen, das würde nicht jeder schaffen. Respekt Kaliopi! 

Finale? - Ja.
 


Litauen: Donny Montell / I've Been Waiting For This Night

Das Selbstbewusstsein für einen Gewinner hat Donny schon mal. Die notwendige Professionalität, um die heftige Kritik umzusetzen, die er nach seiner ersten Probe bekam, auch. Dann fehlt jetzt nur noch ein außergewöhnlicher Song zum gewinnen, denn seiner ist es definitiv nicht. Schade.

Finale? - Nein. 



Australien: Dami Im / Sound Of Silence 

Mit einer futuristischen Performance und einem modernen und eingängigen Popsong ist mir Australienin diesem Jahr sehr sympathisch. Ganz fair müssen sie sich in diesem Jahr auch, wie fast alle Länder für das Finale qualifizieren und haben keine "Sonderrolle". Die Qualifikation wird ihnen mit Dami aber nicht schwer fallen, denn die australische Sängerin mit koreanischen Wurzeln kann nicht nur bombastisch singen, sie ist auch sehr sympathisch.

Finale? - Yes!



Slowenien: ManuElla / Blue And Red

Gehässige Zungen behaupten, dass da ein Taylor Swift-Double auf der Bühne stehen würde, und selbst wenn, man kann das Rad nicht immer neu erfinden. Guter Pop klingt dennoch anders, zumindest meiner Meinung nach.

Finale? - Nein.



Bulgarien: Poli Genova / If Love Was A Crime

Bereits 2011 trat das bulgarische Allround-Talent Poli Genova für ihr Heimatland an, scheiterte damals aber im Halbfinale. Poli ist sich selbst und ihrer lockeren, lustigen Art treu geblieben und zieht uns in diesem Jahr mit einer ausgeflippten Dancepop-Nummer auf die Tanzflächen. Dem Song hört man zwar an, dass er aus Osteuropa kommt, aber hey, solange es gut klingt.

Finale? - Ja!



Dänemark: Lighthouse X / Soldiers Of Love

Eine dänische Boygroup - das kennen wir ja bereits aus dem Vorjahr und wissen, wie das endete. Bei den drei Jungs bin ich mir da aber nicht so sicher, denn die drei sind eigentlich gar keine Boygroup, sondern alle drei entweder Solokünstler, Musicaldarsteller oder Theaterkünstler in Dänemark. Was die drei aber verbindet ist ihr gesellschaftliches Engagement, denn jeder unterstützt ein ganz individuelles Hilfsprojekt. Achja, und natürlich den Faible für Musik. Gute Laune Pop, der einfach nicht aus dem Ohr will!

Finale? - Ja, hoffentlich.



Ukraine: Jamala / 1944

Es muss eine Totenstille in der Pressehalle des ESC gegeben haben, als Jamala ihren Song probte. Die Sängerin ist in ihrer Heimat ein großer Star, der jetzt beim ESC eine ganz persönliche Geschichte singt. Die Geschichte ihrer Familie, die unter der Stalin-Diktatur verschleppt wurde. Harter Toback für eine Unterhaltungsshow, aber dennoch gehört Jamala auf diese Bühne, denn ihre Stimme und ihre gesamte Ausstrahlung ist einfach fesselnd. Sie schafft eine Gänsehaut-Atmosphäre mit ihrem Song, der auch auf der Bühne durch verschiedene Blumen und Feuer Ornamente inszeniert wird.

Ich könnte jetzt noch seitenweise darüber schreiben, wie sehr ich sie und den Song mag. Hier erfahrt ihr mehr über Jamala und den Song: http://ethnokult.blogspot.de/2016/04/ein-pladoyer-fur-den-sieg-der-ukraine.html

Finale? - Ich bete dafür, sie muss es einfach schaffen.



Norwegen: Agnete / Icebreaker

"Entweder man mag den Song, oder eben nicht" - das sind die selbstbewussten Worte der norwegischen Sängerin Agnete. Ein klassischer Popsong, der durch den Rhythmuswechsel aber doch irgendwie hängen bleibt. Hoffentlich kann sie das live auch gut rüberbringen, denn Agnete ist im Moment ziemlich angeschlagen. Verzichtete sogar auf den Besuch der Opening Ceremony. Gute Besserung!

Finale? - Ja, soweit gesund und munter.



Georgien: Nika Kocharov & Young Georgian Lolitaz / Midnight Gold

 Die zerstreuten Professoren aus Georgien. Genauso zerstreut und durchgeknallt ist auch ihr Song. Das macht den Auftritt irgendwie besonders. Man ist dann aber auch froh, wenn der Song zu Ende ist.

Finale? - Nein.



Albanien: Eneda Tarifa / Fairytale

Die ursprüngliche Variante ihre Songs war der erste Beitrag, der in dieser ESC-Saison veröffentlicht wurde. Dass man ihn schon "totgehört" hat kann ich zumindest nicht von mir behaupten, dennoch geht der Song unter. Trotz eingängigem Refrain kann man sich nicht lange an den Song erinnern. Vielleicht hätte eine Schaukel, wie aus dem offiziellen Musikvideo, geholfen?

Finale? - Nein.



Belgien: Laura Tesoro / What's The Pressure

Eine coole Motown Funknummer überrascht zum Abschluss dieses Halbfinales. Mit einer riesen Ausstrahlung und einer gewissen Leichtigkeit bringt uns die junge Belgierin eine der besten Dance-Performances auf die Bühne. Man möchte am liebsten die ganze Nacht mittanzen. Und wer weiß, vielleicht hat sie ja am Ende des Abends auch allen Grund dazu.

Finale? - (leider) Nein.

Opening Ceremony - Highlights der Eröffnungsfeier | #ESC2016


Es ist der offizielle Startschuss in jedem Jahr - die Eröffnungsgala des Eurovision Song Contests. In diesem Jahr fand das Event direkt vor dem schwedischen Königspalast in Stockholm statt mit einem der längsten roten Teppiche, die es in der Geschichte gab. Ganze 98 Meter hatten die Künstler und Mitglieder ihrer Delegationen Platz, hinweg zu schreiten und sich vor unzähligen Journalisten Fragen stellen zu lassen.

Dieses clevere Event nutzt man am besten um Aufmerksamkeit zu erhaschen, denn die ist viel wert in der schillernden ESC-Bubble, in der alles meist ganz schnell passiert. Das haben einige Künstler ganz gut umgesetzt und andere eher weniger. Ein paar High- und Lowlights seht ihr hier:
 

Zum Beispiel die australische Kandidatin Dami Im glänzte in eleganter Abendrobe und mit einer sehr offenen, interessierten und freudigen Art, die ihr sicher nicht nur im deutschen Fernsehen einige Pluspunkte einbringen konnte.  


Ihrem Stil (oder besser gesagt ihrem Konzept) bleibt auch unsere Jamie-Lee treu. Sie beantwortete brav unter den Augen des NDR Unterhaltungschefs Thomas Schreiber die vielen Fragen der Journalisten.  


Das schönste Kleid des Abends trug eindeutig die armenische Künstlerin Iveta Mukuchyan, die auch deutsche Wurzeln hat und bereits bei The Voice of Germany mitgemacht hat. Ihre lockere und sympathische Art machte sie nahbar, was durchaus positiv ist. 


 Zu viel Snow White And The Huntsman hat da wohl die Schweizerin Rykka gesehen. Anscheinend hat es ihr die Schneekönigin so sehr angetan, dass sie sich kurzerhand auch als Schneeflocke verkleidete. Die Aufmerksamkeit war ihr auf jeden Fall sicher.


In diesem Fall kommt das Beste nicht zum Schluss. In einem (zu) engen Cocktailkleidchen aus Stoff, den man leicht mit Bastelpapier verwechseln könnte, präsentierte sich die aserbaidschanische Sängerin Samra. Im ersten Moment ein Hingucker, im zweiten jedoch etwas unpassend für diese Art von Veranstaltung.

7. Mai 2016

Vorabanalyse des ersten Halbfinales | #ESC2016


Das erste Halbfinale steht an und achtzehn Länder bzw. Künstler wollen unbedingt das Finale am 14. Mai erreichen. Wie gewohnt, qualifizieren sich aber nur zehn der folgenden Künstler für das Finale. In den vorangegangenen Proben kristalisierte sich gut heraus, wer es versteht live zu performen und wer damit Schwierigkeiten hat. Aber beim ESC geht es mittlerweile um viel mehr, als nur um den Gesang. Eine auffallende Performance, eine tolle Ausstrahlung oder eine große Social Media-Rage gehören längst mit zum Erfolgsgeheimnis. Hier ist meine Vorabanalyse und Prognose für das erste Halbfinale:


Finnland: Sandhja / Sing It Away

Das schwierige Los des Anfangs hat Finnland in diesem Jahr zugewiesen bekommen. Aber daraus, oder vielleicht genau deswegen, macht sich die junge Sängerin mit indischen Wurzeln gar nichts. Im Gegenteil, ihr positiver, danciger Popsong geht direkt ins Ohr und animiert zum Tanzen. Leider weiß der Großteil der Fernsehzuschauer nicht, was für ein unglaublich sympathischer Mensch Sandhja ist, deshalb könnte es mit dem Finale sehr knapp werden!

Finale? - (leider) Nein. 
 


 Griechenland: Argo / Utopian Land

In Zeiten, in denen alles auseinander zu fallen droht klammern sich Menschen gerne an Hoffnung. Genau diese hoffnungsvolle Botschaft vermitteln die Künstler der Band Argo mit ihrem Aufruf: "Begleitet uns ins utopische Land!" Das könnte in angespannten Zeiten tatsächlich imposantes Gehör finden. Und sollte die Message nicht ankommen, dann tut es der typisch griechische Klang mit Bouzouki und Trommeln. Folk hat besonders in Osteuropa viele Freunde.
Finale? - Nein.



 Moldawien: Lidia Isac / Falling Stars

Bei diesem Lied handelt es sich wahrscheinlich um genau das, was alle mit dem ESC verbinden: Klassischer Eurodance-Pop mit Glitzerkleidchen und umspielenden Tänzer. Der Refrain ist wirklich sehr eingängig, Lidias Stimme live allerdings etwas wackelig, sodass das Ganze letztlich sehr kühl und staksig rüber kommt. Aber wer weiß, im Weltraum ist es auch kühl. 

Finale? - Nein.


 Ungarn: Freddie / Pioneer

Eine Stimme, bei der man schon nach dem ersten Ton Gänsehaut bekommt - das ist das Markenzeichen von Freddie. Kombiniert mit seinem Hundewelpen-Blick verzeiht man dem ungarischen Model und Sänger auch die etwas langweilige Inszenierung. Wirklich schade, denn in diesem Jahr hat er definitiv die beste Stimme aller männlichen Künstler. 

Finale? - Ja!



 Kroatien: Nina Kraljić / Lighthouse

Wie ein echter Fels in der Brandung steht Nina auf der in Wellen getauchten Bühne und weist uns mit ihrer glasklaren Stimme den Weg. Irgendwie glaubt man ihr das, was sie da singt einfach. "Because there is a light guiding my way. Keeping me safe when oceans rage" - Und dabei ist nicht nur ihr Kleid ein echter Lichtblick. Den Kroatien dringend mal wieder braucht, denn das Land qualifizierte sich zuletzt 2009 für das Finale. 

Finale? - Sehr knapp, aber ja.



 Niederlande: Douwe Bob / Slow Down

Dieses Mantra wirkt zwischen all den lauten Popsongs und Stimmgewalten gleich viel eindrucksvoller. Douwe zeigt, dass es nicht immer laut, schrill und überladen sein muss, sondern auch mal chillig und ruhig sein kann. Und das gilt nicht nur für die ESC-Bühne. 

Finale? - Ja.



Armenien: Iveta Mukuchyan / LoveWave 

Wie ein kleines Theaterstück wirkt der armenische Beitrag in diesem Jahr. Man hat das Gefühl in drei Minuten so viel zu sehen, und vor allem zu hören. Dabei sind vorrangig Einflüsse aus dem Pop aber auch typisch armenische Ethnoklänge machen den Song zu einer musikalischen Welle, die einen überkommt und staunend zurück lässt. Der Beitrag sticht definitiv hervor. Leider ist Deutschland in diesem Halbfinale aber nicht stimmberechtigt, sodass es keine Pukte an Armenien vergeben kann, denn die Sängerin Iveta hat bereits bei The Voice of Germany teilgenommen.

Finale? - Sie wird den Einzug knapp verpassen.



San Marino: Serhat / I Didn't Know

Auf Erfahrung setzt San Marino in diesem Jahr mit dem türkischstämmigen Serhat, der bereits jahrelang im Musikbusiness ist und schon mehrere Singles veröffentlicht hat. Besonders gut kommt sein retrolastiger Popsong in den Social Medias an, wo er europaweit viele Menschen begeistert. Allerdings bleibt oft unklar, ob das wahre Begeisterung ist oder eher Ironie. 

Finale? - Nein.



Russland: Sergey Lazarev / You Are The Only One

Ein aufwändig und hochwertig produzierter Popsong, der sofort ins Ohr geht, zusammen mit einer bis ins letzte Detail durchinszenierten Performance - das ist der russische Beitrag von Sergey Lazarev. Man kann förmlich riechen, dass Russland sich damit den ESC nach Moskau holen will, um nicht "erkaufen" zu sagen. Keine Frage, Song ud Performance lassen den Zuschauer beeindruckt zurück, aber ist ein derart charmeloser Song wirklich der beste Song Europas? Ich bezweifle das sehr. 

Finale? - Keine Frage, natürlich.



Tschechien: Gabriela Gunčíková / I Stand

Eine der schönsten Balladen des diesjährigen Contests kommt aus Tschechien und wird von einer gestandenen Künstlerin dargeboten. Gunčíková ist weit über ihre Heimat Tschechien hinaus bekannt nachdem sie nach Kalifornien ging, um dort am Transsibirischen Sinfonieorchester mitzuwirken. Wenn das mal keine guten Voraussetzungen sind. 

Finale? - Erstmalige Finalqualifikation für Tschechien!



Zypern: Minus One / Alter Ego

Eine zypriotische Coverband, die Rocksongs singt - eine ungewöhnliche Zusammensetzung. Aber was passt besser zum ESC als Außergewöhnliches? Nun gut, derart außergewöhnlich ist der Popsong mit Rock-Elementen dann auch nicht, aber er ist definitiv eine Erfrischung zwischen den vielen weichen Popklängen. Und in gewisser Weise erinnert er an Songs von Linkin Park oder 30 Seconds To Mars. Gefällt mir!

Finale? - Könnte knapp werden, aber ja!



Österreich: ZOË / Loin D'ici

Gute Laune pur versprüht nicht nur der Song, sondern auch die junge Österreicherin Zoë. Stets ein Lächeln auf dem Gesicht und immer gut gelaunt, das macht sie sehr sympathisch. Hinzukommen ihre vielseitigen musikalischen Erfahrungen, die sie seit Kindertagen sammelt. Ein cleverer Schachzug war zudem das Lied auf Französisch zu singen, denn erst vor Kurzem war hier zu Lande eine junge Sängerin namens Louane sehr erfolgreich. Ob das Zufall war? 

Finale? - Nein.



Estland: Jüri Pootsmann / Play

Tiefer Blick und eine markante Stimme, die Merkmale für den Auftritt des Esten Jüri Pootsmann, der in seiner Heimat ein gefeierter Nachwuchs-Star ist. Und mehr brauch es auch nicht, denn Jüri fesselt den Zuhörer mit seiner Stimme sehr, man hört ihm gerne zu. Obendrauf gibt es noch ein nett arrangiertes Bühnenbild, das einen mit ins Casino nimmt. Hier setzt jemand volles Risiko auf Finale!

Finale? - Ja.



Aserbaidschan: Samra / Miracle

Wir alle sollten an Wunder glauben - das sagte Samra im Zusammenhang mit der Message ihres Songs. Und ja, wenn man ihren Livegesang hört, dann muss man tatsächlich an Wunder glauben, denn der ist wahrlich nicht der Beste. Aber das wird prima kaschiert mit güldenen Outfits, einer perfekten Dance-Choreographie und viel Pyrotechnik. Am Ende wird der Goldregen Samra ins Finale befördern. Für die Goldmedaille wird es aber hoffentlich nicht reichen. 

Finale? - (leider) Ja.



Montenegro: Highway / The Real Thing

Wieder etwas Rockiges. Die Betonung liegt auf "etwas", denn der Song ist sehr durcheinander und wirr. Aber wer weiß, vielleicht reißt das Gitarrensolo ja noch alles raus. 

Finale? - Definitiv nicht.



Island: Greta Salóme / Hear Them Calling

Wir alle kennen sie, die dunklen Stimmen des Alltags. Ängste, Emotionen, Erinnerungen - manchmal hindern sie uns an unserem Erfolg. Dass man gegen diese "dunklen" Stimmen kämpfen sollte, davon singt Greta, die Island übrigens schon einmal 2012 in Baku vertrat. Dementsprechend professionell und perfekt sahen auch ihre Proben aus. Das schreit nach Top 10. 

Finale? - Sicher!




Bosnien & Herzegowina: Dalal & Deen feat. Ana Rucner & Jala / Ljubav Je

Langweilig wird es bei diesem Ensemble von Balkan-Persönlichkeiten in jedem Fall nicht. Das Duo Dalal & Deen ist schon seit Jahren erfolgreich im Musikbusiness. Deen vetrat 2003 sogar schon einmal Bosnien & Herzegowina beim ESC. Ana Rucner ist eine kroatische Cellistin, die auf dem gesamten Balkan vor ausverkauften Konzertsälen spielt. Und für einen Kontrast auf der Bühne sorgt der bekannteste bosnische Rapper Jala. Zusammen greifen sie mit ihrer Inszenierung ein sehr schweres Thema auf, die Flüchtlingsdramatik. 

Finale? - Ja.



Malta: Ira Losco / Walk On Water

Als letztes Land im ersten Halbfinale geht Malta an den Start. Showtechnisch hat der letzte Platz es meistens einfacher, da die Aufmerksamkeit fast überkocht und der letzte Platz jetzt noch eher im Gedächtnis bleibt, als der erste Beitrag. Diesen Bonus wird Ira auch unbedingt benötigen, denn ihr Song lädt zwar ein zum Tanzen aber richtig Stimmung mag beim zuhören irgendwie nicht aufkommen. 

Finale? - Nein.

© Ethnokult und so.
Maira Gall