17. Mai 2015

#ESC2015 - Vorabanalyse des ersten Semi-Finale




Das erste der beiden Semi-Finale steht ins Haus, und wie in jedem Jahr, wird hier schon knallhart ausgesiebt. Kann ein Künstler nicht in seinen rund drei Minuten überzeugen, wird er nicht im Finale des größten Musikwettbewerbs der Welt auftreten können.
Andererseits sind die Semi-Finale auch eine Art "erste Beweisprobe" und natürlich auch ein riesiger Promoschub. Bereits fünf Jahre liegt es zurück, dass ein Land, der für das Finale vorqualifizierten Länder, einen Sieg errungen hat. Also wenn ein Song im Halbfinale überzeugt, wird er sicher auch im Finale tun.

In diesem Semi-Finale treten 16 Länder gegeneinander an, aber nur 10 werden sich am Ende für das Finale qualifizieren. Abgestimmt wird in einem 15-minütigen Zeitraum, in dem der Zuschauer die Möglichkeit hat abzustimmen. Diese Abstimmungen werden dann mit den Punkten der internationalen Jurys gegengerechnet.

Im Folgenden möchte ich vorab alle Songs für mich werten. Lasst mir auch eure Meinungen über die einzelnen Songs da! Die Reihenfolge wird der der Show entsprechen.


Moldawien: Eduard Romanyuta / I Want Your Love 

 Er hat die wohl schwerste Aufgabe von allen. Denn er wird der Allererste sein auf der großen Bühne. Mit seiner Uptempo Nummer wird er die Stimmung sicherlich gut anheizen. Stimme eher Nebensache. Und die Tanzmoves wirken dabei ziemlich osteuropäisch, aber das ist ja auch kein Wunder, denn er ist gebürtiger Ukrainer! Also ist die Ukraine, im weitesten Sinne, auch dieses Jahr dabei! 
Finale? - (leider) Nein!


Armenien: Genealogy / Face The Shadow

     Diese "weltweite Band" vereint Sänger von allen Kontinenten. Gemeinsam singen sie darüber sich seinen Ängsten zu stellen. Das Leben zu meistern und zu akzeptieren, auch wenn es aussichtslos scheint. Sich an die Guten Zeiten zu besinnen, um Kraft zu sammeln. Ohne Frage, gesanglich sehr hochwertig. Auch die Bühneninszenierung gefällt mir sehr gut. Ich denke, dass das nicht nur mich überzeugt. 
Finale? - Knapp, aber ja!


 Belgien: Loïc Nottet / Rhythm Inside

Mit eingängigen Beats und einer leicht speziellen Performance kommt der 19 Jähirge Belge Loïc Nottet daher. Seine Pressekonferenzen waren (ungewollt) sehr amüsant, da seine Englischkenntnisse durchaus bescheiden sind. Oder er war einfach "aufgeregt", wie er jetzt sicher gesagt hätte. Gesanglich fasziniert Loïc durch seine hohe Stimme, die sehr angenehm wirkt, meiner Meinung nach. Hoffentlich läuft im entscheidenden Moment alles nach Plan, denn er hat nach eigenen Aussagen noch kleinere Probleme mit der Choreographie. 
Finale? - Ganz sicher! 


 Niederlande: Trijntje Oosterhuis / Walk Along

Die Niederlande war in diesem Jahr das erste Land, was Song und Künstler bekannt gab. Am Anfang hoch im Kurs, zwischenzeitlich etwas verloren gegangen, doch jetzt wieder gefunden. Trijntje ist eine sehr sympathische und erfahrene Sängerin, die ganz sicher das Publikum begeistern wird, nicht nur mit ihrer tollen Stimme. Der Song hingegen ist, in meinen Ohren, jedoch schon nach dem dritten Mal hören einfach nur nervig. Ob das gut geht? 
Finale? - Könnte sehr knapp werden, aber ja!


Finnland: Pertti Kurikan Nimipäivät / Aina Mun Pitää

 Die finnischen Rocker faszinieren mich wirklich jedes Mal aufs Neue. Von ihrem Mut und ihrem Selbstvertrauen können sich so einige Menschen eine dicke Scheibe abschneiden. Ich auch! Ich bewundere sie so sehr, diese Message in Europa und der Welt zu zeigen. Schaut her, wir sind anders, aber wir können das dennoch! Gleichzeitig kritisieren sie mit ihrem Song oft vorhandene Vorurteile im Umgang mit Menschen mit Down-Syndrom. Der Song an sich ist einfach nicht mein Geschmack, was nichts daran ändert, dass ich sie auch als Sänger schätze. 
Finale? - Europa wird ihnen Respekt zollen, ja!


Griechenland: Marya Elena Kyriakou / One Last Breathe

Eine wunderschöne junge Frau, eine anmutige Ballade, die einige Tonlagen und Rhythmen bedient, sowie eine glänzende Bühneninszenierung machen die Eurovision-Ballade perfekt. Man findet einfach nichts, was man bemängeln könnte, rundum glänzend! 
Finale? - Sicher!


Estland: Elina Born & Stig Rästa / Goodbye To Yesterday
 
Meine zwei Sorgenkinder aus Estland. Ich liebe den Song so sehr, er erzählt eine Geschichte, mit der sich jeder identifizieren kann, der bereits geliebt hat. Wenn auch nur für eine Nacht. Die Stimmen von Elina und Stig harmonieren so perfekt zusammen, dass man sich einfach nur melancholisch verliert. Aber nun müssen sie genau das auch auf der Bühne rüber bringen. Und das was ich bisher in den Proben gesehen habe war einfach nur langweilig. Wenn man ganz gemein ist, könnte man auch behaupten sie wären die zweiten Common Linnets, denn die hatten im letzten Jahr ungefähr dasselbe Bühnenbild. 
Ich bete so sehr dafür, dass sie es doch schaffen, aber: 
Finale? - Nein!


Mazedonien: Daniel Kajmakoski / Autumn Leaves

Eher ruhige Klänge erreichen uns, im wahrsten Sinne des Wortes, auch aus Mazedonien. Mit dieser eher einfallslosen und zusammenhangslos wirkenden Bühneninszenierung wirkt der Song gleich anders. Jedoch im negativen Sinn. Verstärkt wird das durch die unpassenden Backgroundsänger, die normalerweise Hip-Hop singen. Es war ein großer Traum von Daniel mit ihnen aufzutreten, aber ob er sich damit einen gefallen getan hat? 
 Finale? - Nein! 


Serbien: Bojana Stamenov / Beauty Never Lies 

Die serbische Hera Björk. Bojana verfügt über eine unglaublich mächtige und umwerfende Stimme, die sie auch auf der Bühne on point einsetzt. Mit ihrem Song möchte Bojana ihre ganz eigenen Brücken bauen. Es ist egal woher du kommst, wie du aussiehst, welche sexuelle Orientierung du hast: Yes, I'm different and it's okay (Ja, ich bin anders, aber das ist okay). Damit erntet sie bei ihren Pressekonferenzen nicht nur viel Applaus, nein auch im Internet favorisieren sie viele. Ich schätze für den Sieg wird es nicht reichen, dafür ist der Song einfach einen Tick too much, einen Tick zu anstrengend. 
Finale? - Ja! 


 Ungarn: Boggie / Wars For Nothing

Die ungarische Friedenstaube landet auf der Eurovision-Bühne. In ihrem Song übt Boggie Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen, speziell bezogen auf die vielen Kriege die geführt werden.  Und damit müssen wir nicht mal über europäische Grenzen hinaus schauen, denn die Lage in der Ukraine ist immer noch höchst explosiv. Ihre Stimme hat etwas sehr beruhigendes, aber dennoch etwas reflektierendes. Ich befürchte, dass die Message leider untegehen wird. Friedensbrücken für Europa! 
Finale? - (leider) Nein!


 Weißrussland: Maimuna & Uzari / Time

 Auf den ersten Blick mag das zwar nicht auffallen, aber Maimuna und Uzari haben ihre Bühnenperformance einer ganz speziellen Person gewidmet. In einem Interview erklärten sie, dass sie ein junger Mann sehr berührt hat, der seit Jahren mit schwerem Krebs kämpft. Dafür ist der Song "Time" eine zutreffende Metapher. Vielleicht wollen die beiden auf diese Weise eine Brücke bauen. Ich finde den Song an sich ziemlich eingängig, und auch finalwürdig. 
Finale? - Ja!


Russland: Polina Gagarina / A Million Voices

 Auch hier haben wir wieder eine sehr hübsche und makellose junge Sängerin, die ihre Stimme in keinster Weise verstecken muss. Und das tut sie auch nicht, denn ihre Proben verliefen bisher immer sehr gut. 
Finale? - Ja!


Dänemark: Anti Social Media / The Way You Are
 
Ein Beitrag den ich nicht wirklich einordnen kann. Klar, der Song macht wirklich gute Laune, aber wirklich eingängig und anspruchsvoll ist er nicht. Eher ein Song, den man nach dem dritten Mal hören wegklickt, weil man ihn nicht mehr erträgt. Auch was die Inszenierung angeht, konnte man bei den Proben nicht wirklich sehen was uns erwartet. Vielleicht überraschen sie uns live in der Show mit etwas. Vielleicht aber auch nicht.
Finale? - Nein!


 Albanien: Elhaida Dani / I'm Alive

 Elhaida ist wirklich die Künstlerin, die bei mir den größten Wandel durchlaufen hat. Mit ihrem alten Song mochte ich sie überhaupt nicht. Als dann "I'm Alive" veröffentlicht wurde, war ich zunächst skeptisch ob die Ballade so funktionieren wird, aber nun bin ich mir sicher, dass sie das wird. Elhaida singt über eine Trauerphase, die fast jeder schon einmal durchlebt hat. Darüber, dass man, egal wie sehr man sich verletzt fühlt, weiter leben soll. Eben lebendig sein soll. Und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass sie damit auf eine feministische Art und Weise direkt Frauen anspricht. Eine weitere tolle Brücke! 
Finale? - Ja!


Rumänien: Voltaj / De La Capet (All Over Aigain) 

Nicht mit einer Botschaft, viel mehr mit einer Aufgabe ist die rumänische Band Voltaj nach Wien gekommen. Sie wollen mit ihrem Song auf die Problematik aufmerksam machen, dass immer mehr Kinder alleine zurück bleiben, und zu Waisen werden, weil Angehörige fliehen. Ebenso wehmütig, melancholisch und eher traurig ist auch ihr Song. Der mir auf Rumänisch sogar besser gefällt. Die Bühneninszenierung gefällt mir auch sehr gut, da sie ihr Anliegen nur noch mehr unterstreicht. Es macht aktiv auf die Problematik aufmerksam, wie man in einem Probenausschnitt sehen konnte. Mich würde es wirklich freuen, wenn wir sie ein zweites Mal sehen würden. 
Finale? - (leider) Nein!


Georgien: Nina Sublatti / Warrior

Das Beste kommt zum Schluss. Naja, fast. Aber in jedem Fall kommt hier ein echter Powersong auf uns zu. Die georgische Sängerin Nina besingt in ihrem "Warrior"-Song die Stärke und den Kampfgeist von Frauen. Und den verkörpert sie nicht nur durch ihre powervolle, fast schon aggressive Stimme, nein auch Bühneninszenierung und Outfit machen da keine Ausnahme. Für mich ein gelungener Beitrag! 
Finale? - Ja!

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Maira Gall