20. Mai 2015

#ESC2015 - Vorabanalyse des zweiten Semi-Finale


Auf ins zweite Semi-Finale des 60. Eurovision Song Contest! Diesmal treten 17 Nationen an, um eines von zehn Tickets für das große Grand-Final am Samstag zu ergattern. Dabei ist zu bemerken, dass das zweite Halbfinale das wesentlich schwerere von beiden ist. Nicht nur aus dem Grund, dass ein Land mehr antritt, auch die Qualität und Varietät der Songs ist erheblich besser, im Vergleich zu den Songs des ersten Halbfinale.

Hoffen wir, dass das zweite Halbfinale dem ersten in nichts nachstehen muss, und uns so gut wie möglich unterhält. Die Künstler so gut wie möglich in Szene setzt. Und so viele Brücken schlägt, wie die Wiener Stadthalle tragen kann. Ich freue mich!

Im Folgenden nun wieder mein Kommentar zu allen Beiträgen, die wir am Donnerstag sehen werden. Die Reihenfolge wird der der Show entsprechen. Lasst mir gerne auch eure Meinungen zu den Songs/Künstlern hier. Was meint ihr, wer qualifiziert sich für das Finale? 



Litauen: Monika Linkytė & Vaidas Baumila / This Time


 Das Duo aus Litauen präsentiert Europa mit "This Time" eine sehr leichte Popnummer, die etwas Country mäßig daher kommt. Irgendwie erinnern sie mich zwangsläufig an Texas Lightning, die aber schon seit Jahren Geschichte sind. Und genau das beschreibt für mich den Song. Etwas, was man schon drölftausend Mal gehört hat, und sofort wieder vergisst. Auch wenn sie sehr harmonisch auf der Bühne agieren, und ihre Inszenierung einen leichten retro Touch hat, denke ich: 
Finale? - Nein!


 Irland: Molly Sterling / Playing With Numbers

Wow, man wird sprachlos wenn man bedenkt, dass sie erst 17 Jahre jung ist. Eine hübsche Ballade, die meiner Meinung nach, aber relativ schlecht inszeniert wird. Die Ballade brauch etwas Einsamkeit, etwas Verlassenheit, etwas Stille. Keine Band um sie herum, die die gesamte Atmosphäre zerstört. Lasst sie alleine auf der Waldlichtung sitzen, und alles wird gut, andernfalls könnte es sehr knapp werden.
Finale? - Ja!


San Marino: Anita Simoncini & Michele Perniola / Chain Of Lights

Der kleine italienische Zwergstaat San Marino. Ich bin so froh darüber, dass sie Europa jedes Jahr beweisen, dass es nicht auf die Größe eines Landes ankommt, sondern auf die Leidenschaft zur Musik. Und so schrieb dieses Jahr Ralph Siegel den san-marinesischen Beitrag.  Eine einfache Popnummer, mit ein paar mysteriösen Klängen, welche mir ganz gut gefallen. Auch haben Anita und Michele schon genug Bühnenerfahrung beim Juniorvision Song Contest sammeln können. Sie könnten uns also eventuell überraschen! 
Finale? - Nein!



Montenegro: Knez / Adio

 Da ist er, der alljährliche Balkan-Ethno-Popsong, den ich so sehr liebe. Knez besingt mit seiner sehr tiefen und gleichzeitig sehr eindringlichen Stimme, einen schmerzhaften Abschied. Er besingt, wie die Suche nach seiner verloren gegangenen Liebe, ihn über Berge, tiefste Gewässer und Höhen führt. Irgendiwe ein wenig kitschig, aber in jene Melodien könnte ich mich einfach jedes Mal erneut verlieren. Und in that kind of Bühneninszenierung auch! 
Finale? - Ich hoffe es so sehr!



 Malta: Amber / Warrior

 Der zweite Warrior-Song im Contest. Am Dienstag hat sich bereits die georgische Sängerin Nina Sublatti mit einem gleichnamigen Song für das Finale qualifiziert, und ich glaube, dass sie auch die Einzige bleiben wird. Ambers Song ist wirklich ganz nett, und auch gut inszeniert, aber ich kaufe ihr dieses "Kämpferinnen"-Image nicht ab. Die Melodie ihres Songs ist auch auf eine Weise eigen, aber im gleichen Zug so ausgeleiert. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. 
Finale? - Nein!


 Norwegen: Debrah Scarlett & Mørland / A Monster Like Me

Man möchte den beiden wirklich für immer zuhören, so wunderschön verzaubernd kommt ihre Ballade daher. Beide haben ganz besondere Stimmen, die einfach perfekt zusammen harmonieren, und den Zuhörer mit auf eine dunkle Reise nehmen. Denn der Text, den Mørland selber geschrieben hat, dreht sich um eine Phase der Trauer in seinem Leben. Genaueres wollte er nicht bekannt geben, um die Interpretation jedes Einzelnen nicht zu zerstören. Die beiden erzählen mit ihrem Gesang so viel, und eigentlich alles, dass es tödlich wäre nun noch mehr zu inszenieren. Sie machen alles richtig. 
Finale? - Definitiv!



Portugal: Leonor Andrade / Há Um Mar Que nos Separa

Wer? Wie? Wo? Was? Leonor hat, meiner Meinung nach, den a) langweiligsten b) uneingängigsten und c) unscheinbarsten Song des Contests. Also drei Rekorde hat sie schon mal inne, in diesem Sinne schon mal herzlichen Glückwunsch!
Finale? - Bitte, bitte, bitte nicht!


Tschechien:  Marta Jandová & Václav Bárta / Hope Never Dies

Die Hoffnung stirbt niemals, davon singen Marta und Václav zwar nicht in diesem Kontext, aber ich hoffe so sehr, dass sie es ins Finale schaffen. Die beiden haben sich nämlich vorgenommen "Tschechiens Arsch endlich mal nach vorne zu bringen", denn Tschechien war noch nie für ein Eurovision-Finale qualifiziert. Entsprechend hoch sind auch jene Stimmen voll Spott, die über den ESC sowie über die Teilnahme von Marta und Václav nur lachen. Dem zum Trotz haben sich Marta und Václav bisher bestens präsentiert, und die mitunter besten Pressekonferenzen abgehalten! Auch wenn das songtechnisch nicht 100% meins ist, stehe ich voll hinter ihnen!
Finale? - Ja!



Israel: Nadav Guedj / Golden Boy

"I’m a golden boy, come here to enjoy, I’m the king of fun, let me show you how we do it!
And I’m a golden boy, come here to enjoy just before I leave, let me show you Tel Aviv!" - Dieser Einladung folgen wir doch herzlich gerne. Der erst 16 Jährige Nadav vertritt Israel mit einer Oriental-Ethno-Popnummer, wie sie dieses Jahr einzigartig ist. Insbesondere seitdem die Türkei nicht mehr am Contest teilnimmt, sind solche Klänge so ziemlich von der Bildfläche bzw. aus den Ohren verschwunden, um so dankbarer bin ich Nadav dafür, dass er sie uns wiederbringt. Denn auch diese Beats tragen zur Vielfältigkeit des Contests bei, und beigeistern viele Menschen, insbesondere aus Südeuropa. Nadav verbreitet mit seiner Performance viel gute Laune, und "Party Party Party" wie er jetzt sagen würde. Die Inszenierung ist dem Song angepasst, und erinnert an die Fenster einer Moschee. Für den ganz großen Sieg wird es letztenendes nicht reichen, aber finale Top 10 dürften locker drin sein!
Finale? - Natürlich!



 Lettland: Aminata / Love Injected

Sehr feine Klänge erreichen uns aus Lettland, denn die Letten entsenden Aminata nach Wien, mit einer Electro-Popballade, die unter die Haut geht. Sie schmettert die Töne wie Speere von sich, und mitten in die Herzen. Zumindest in mein Herz. Sie injiziert mir die Liebe. Ich liebe. Ich liebe sie. 
Finale? - Knapp, aber ja!



 Aserbaidschan: Elnur Huseynov / Hour Of The Wolf

Es geht stimmgewaltig weiter, denn auch die aserbaidschanische Ballade von Elnur schlägt ein wie der Mond. Verziert mit einer fesselnden und bewegenden Bühneninszenierung, meiner Meinung nach der Besten bis jetzt, wird dieser Auftritt zu etwas Magischem. Man möchte den Wölfen am liebsten bis zum Sonnenaufgang zusehen. 
Finale? - Ja!




Island: María Ólafsdottír / Unbroken

Sterntaler, oder besser gesagt Nordlichttaler, auf der Eurovision-Bühne. María begeistert mich mehr mit ihrer Inszenierung, als mit ihrem Song. Klar kann man das Rad nicht ständig neu erfinden, aber die Vergleiche zu Emmelie de Forest sind einfach unumgänglich. Für mich kein Siegersong!
Finale? - Nein!



 Schweden: Måns Zelmerlöw / Heroes

Wir kommen zum Höhepunkt des Abends! Måns begeistert nicht nur durch seine unglaublich gute Stimme, sein tolles Aussehen und seinen charmanten Auftritt, auch sein Song ist rundum perfekt komponiert. Während die Strophen einen leichten Hauch von Nachdenklichkeit und Melancholie versprühen, reißt der Refrain so ziemlich alles mit, was emotional nicht fest ist. Es ist definitiv der eingängiste Refrain dieses Jahr, außer Acht ob er gerade darauf komponiert und konzipiert wurde. Er bewegt die Menschen, bringt sie zum Tanzen, zum Feiern. Und ist es nicht genau das, was einen Gewinnersong ausmacht, die Menschen mitzureißen? Außerdem hat Schweden etwas, was den meisten Künstlern fehlt, nämlich ein gut geplantes Konzept für die Bühneninszenierung. Die Show ist anmutig, berührend und faszinierend aber eben auch lustig. Sie wird sich in den Köpfen der Menschen festsetzen, da bin ich mir beinahe sicher. Ich glaube fest an ein Stockholm 2016! Go for it, Måns! 
Finale? - Natürlich!



Schweiz: Mélanie René / Time To Shine

Vom schwedischen Regen geht es in die Wälder, wohin uns die schweizerische Künstlerin entführt. Mélanie singt davon, wie sich ihr Leben verändert. Sie immer mehr an Selbstvertrauen gewinnt, und es Zeit wird, dass sie nun endlich strahlt, und eben "scheint". Eine tolle Message: HEY DU, GLAUBE AN DICH! AUCH DU KANNST SIE UMHAUEN MIT DEINEM STRAHLEN! Was diese Message mit der Waldinszenierung zu tun hat, bleibt mir jedoch verborgen. Gut finde ich sie dennoch, aber ob gut für das Finale reichen wird? 
Finale? - Nein!



Zypern: Giannis Karagiannis / One Thing I Should Have Done

Zarte Töne erreichen uns aus der Mittelmeerinsel Zypern. Giannis Song ist ein Stück Musik zum genau Hinören. Wenn man das macht, eröffnet sich einem ein wirklich toller Song, der auch unglaublich gut gesungen wird. Außerdem finde ich die Bühneninszenierung gelungen. Dass diese ruhigen Klänge zwischen all den Lauten durchaus eine Chance haben, hat sich am Dienstag beim ungarischen Beitrag von Boggie gezeigt. 
Finale? - Ja!




Slowenien: Maraaya / Here For You

Jetzt wird es kritisch, denn Maraayas Song hat für mich wieder diesen Zweispalt. Zum einen ist es ein echt netter Song, der durch diese Melodiezwirsel und die Luftgeige natürlich hängen bleibt, aber andererseits ist da nicht viel mehr. Ist das ein Gewinnersong? Nicht wirklich, aber dennoch ein guter Europopsong. 
Finale? - (leider) Nein!



 Polen: Monika Kuszyńska / In The Name Of Love

Ein wirklich tolles Ende für die Halbfinale. Monika ist eine wirklich sehr anmutige und stilvolle Sängerin, die ihre Message, die sie nun offensichtlich verkörpert, mit viel Stolz und Würde zeigt, und somit eine wirklich starke Brücke zum Abschluss baut. Nämlich eine für körperlich behinderte Menschen. Wir danken ihr dafür so sehr! 
Die Performance ist rundum gelungen, zugegeben ein wenig kitschig, aber passend zum Song. 
Finale? - Ja!

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Maira Gall