27. März 2017

Ukraine und Russland - Eine Hassliebe? - Kommentar | #ESC2017


Viel verbindet die beiden Länder, allein die gemeinsame Geschichte der beiden slawischen Staaten, die in jüngster Geschichte sogar ein Land waren, ist zusammen schweißend.
Beide Länder waren Teil der ehemaligen Sowjetunion (UdSSR), die die Länder maßgeblich und nachhaltig politisch sowie kulturell prägte. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ist die Ukraine ein unabhängiger Staat, der in vielen Bereichen aber noch stark von seinem großen Nachbarn Russland abhängig ist. Man hatte das Gefühl, dass es sich nur um eine "Scheinunabhängigkeit" handeln könnte.

Das ist seit der Krim-Krise und dem daraus resultierenden Krieg zwischen der Ukraine und Russland 2014 vorbei. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert, wie noch nie zuvor in der Geschichte. Aber was hat das alles mit dem Eurovision Song Contest zu tun? 

Ein ukrainisches Gesetz besagt, dass Menschen, die die von Russland annektierte Halbinsel Krim betreten haben, mit einem Einreiseverbot für ukrainisches Festland belegt werden können. Genau das ist der russischen Kandidaten für den Eurovision Song Contest 2017, Julia Samoylova, geschehen.
Nach einem Showauftritt auf der Krim verhängte der ukrainische Geheimdienst das Einreiseverbot, was für den gesamten Mai gelten soll. Genau die Zeit, in der der ESC in Kiew gastiert. Damit wäre die russische Sängerin, die an den Rollstuhl gebunden ist, vom Contest offiziell ausgeschlossen.


Julia Samoylova

Nun kann man der Ukraine vorwerfen, sie wolle Russland etwas heimzahlen und schade damit im Endeffekt nur ihrem eigenen Image als Gastgeber, aber das ist etwas zu kurz gedacht.
Die Gesetze und Regelungen der Ukraine bezüglich der Einreise dürften den russischen Kulturverantwortlichen wohlaus bekannt gewesen sein, angesichts der brisanten Lage beider Länder und des Krieges. Was, wenn Russland ganz gezielt Julia Samoylova zum Contest in die Ukraine geschickt hat, um genau diesen Eklat zu provozieren? Denn es gab keine demokratische Abstimmung des russischen Publikums über Samoylovas Teilnahme. Sie selbst und ihr Song wurden intern nominiert und präsentiert.

Am Ende bleibt zu hoffen, dass die EBU als Veranstalter eine friedliche Lösung im beidseitigen Interesse findet und wenn Samoylova via Livestream in die Show dazu geschaltet wird. Ihre bewegende Ballade würde sicher viele Herzen berühren. Und im Endeffekt schadet dieser Streit nur einer: Julia Samoylova.

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Maira Gall